Im November 2018 habe ich mir zusammen mit meinem Lebensgefährten Wilfried einen lang gehegten Wunsch erfüllt: wir sind durch Gegenden gereist, die man auf der üblichen Reise durch Südafrika immer auslässt! Wir sind ausführlich in den Drakensbergen gewandert und haben die kaum besuchte, aber eindrucksvolle Wild Coast erkundet, um schließlich nach einer gelungen Safari im Kariega Private Game Reserve bei Port Elizabeth durch die Große Karoo zurück nach Johannisburg zu fahren. Insgesamt 4 Wochen und einige Kilometer auf teilweise sehr durchwachsenen Straßen.
Hier lesen Sie den Reisebericht von Wilfried!
Anreise mit South African Airways von München nach Johannesburg. Abflug 20:30 in München, Ankunft 8:20 Uhr in Johannesburg. Mit einem Leihwagen, einem etwas hochbeinigen Ford Ecosport geht’s dann weiter die N3 nach Süden zuerst nach Harrismith, einem Städtchen in der Provinz Freistaat. Von dort entlang des großen Sterkfontein Dam zu unserer ersten Lodge am nordöstlichen Rand der Drakensberge (The Cavern - vom Airport ca. 360km). Wir haben ein sehr schönes Appartement in einem riedgedeckten Cottage. Die Lodge ist wunderschön gelegen am Rande der Drakensberge. Alles ist „very british“ mit sehr gutem Service und Essen.
Nach einem guten Frühstück am nächsten Morgen schließen wir uns einer geführten Wanderung zum Lone Rock an. Es geht ca. 1 Std. bergauf bis wir zu dem großen Felsblock kommen mit Felsmalereien der Bushmen. Die Zeichnungen (ca. 700 Jahre alt) sind ziemlich unscheinbar, nicht zu vergleichen mit den Kamberg Rock Art Paintings (die wir uns später im Laufe unserer Reise ansehen). Das Wetter ist sonnig und heiß und der Weg geht weiter an der Gebirgskette entlang (Shugar Loaf) bis zur Abzweigung zur Cannibal Cave. Dort geht unsere Gruppe zurück Richtung Lodge, während wir weiter den Berg hinauf steigen zur Cannibal Cave. Keine richtige Höhle, sondern ein riesiger Felsüberhang. Dort machen wir Rast und schauen uns die Umgebung an. Die Cannibal Cavern war früher Heimat der Buschmänner. Während der Expansionskriege von König Shaka war diese Höhle die letzte Zuflucht für einige Zulus, die in ihrer Not zu Kannibalen wurden.
Auf dem Rückweg zur Lodge sehen wir gegenüber am Berghang eine sehr große Eland Herde und Spuren von Stachelschweinen unterwegs. Am Nachmittag kommt ein Gewitter auf, wir schaffen es gerade noch trocken bis zur Lodge. Das Gewitter hält bis zum Abend an.
Unser nächstes Ziel, die Witsieshoek Mountain Lodge in den Drakensbergen
liegt Luftlinie nur etwa 10km von unserem jetzigen Standort entfernt, da es aber keine direkten Straßenverbindungen gibt, müssen wir einen Umweg von ca. 120km machen um dorthin zu gelangen.
Auf dem Weg dorthin haben wir vor, der Tugela Schlucht einen Besuch abzustatten. Morgens fahren wir also zum Royal Natal Nationalpark, der nicht weit von der The
Cavern Lodge entfernt ist. Vom Eingang des Royal Natal National Parks fährt man die Straße vorbei am Visitor Center zum Thendele Car Park. Dort
kann man sich registrieren und geht den zuerst recht einfachen Weg am Fluss entlang. Da wir die Wanderung zeitlich nicht eingeplant haben, kehren wir nach kurzer Zeit um.
Heidi hat diese Wanderung jedoch vor einigen Jahren durchgeführt, so dass wir hier kurz darüber berichten
können:
Nach ca. 6 km auf dem Wanderweg gelangt man direkt ans Flussbett des Tugela. Im Südafrikanischen Winter (Juni-September) aber auch noch später führt der Fluss recht wenig
Wasser und das Überqueren ist einfach. Nach einer weiteren Stunde kommt man zu den Eisenleitern. Ab hier wird es etwas anspruchsvoller, weil die Schlucht jetzt richtig anfängt und es immer
enger wird. Der Weg geht über Felsen, durch Tunnel und über Leitern bis an den Fuß der steilen, gut 1000 Meter aufsteigenden Felswand des Amphitheaters und zum Tugela Wasserfall.
Mittags fahren wir weiter zurerst nach Bergville und dann bis kurz vor Harrismith und machen einen Abstecher in den Golden Gate National Park. und zur Künstlerstadt Clarens. Im Park gibt es sehr interessante Felsformationen die wir uns von der Strasse anschauen.
Anschließend fahren wir wieder zurück durch den Golden Gate NP bis nach Phuthaditjhaba, eine flächenmäßig große Siedlung bestehend hauptsächlich aus vielen Hütten mit einem kleinen Feld drumrum. Wir fahren endlos durch die Siedlung und dann aufwärts zur Witsieshoek Mountain Lodge. Die Gästezimmer sind auf verschiedenen Bungalows verteilt. Unseres ist etwas kleiner, hat aber dafür eine schöne Sicht auf das Amphitheater. Die ganze Lodge hat mehr den Charme einer Berghütte.
Am nächsten Tag wollen wir eine Bergtour, den Sentinel Hike machen auf die Hochfläche des Amphitheaters, auf ca. 3100m Höhe. Das Amphitheater ist eine der markantesten Felswände der Welt. Die schroffe Klippenwand ist rund fünf Kilometer breit und an der höchsten Stelle fällt sie fast senkrecht 1200 Meter ab..
Aufstehen bei Sonnenaufgang (5 Uhr) Nach dem kurzen Frühstück steht eine abenteuerliche Fahrt zum Sentinel Car Park (80 Rand pro Person) an. Die Straße ist anfangs recht gut, aber dann wird es heftig. Die weitere Straße gleicht einer Mondlandschaft und ist nur mit einem hochbeinigen Auto und genügend PS zu bewältigen (oder mit dem Hüttentaxi). Unser Ford Ecosport schafft es geradeso.
Wir sind die ersten am Parkplatz, werden aber von laut schwatzenden Arbeitern die zum Wegebau in den Bergen aufsteigen, überholt. Der Weg ist gut aber zieht sich im Aufstieg endlos um den
Sentinel (3254m) herum, steile Abhänge und atemberaubende Ausblicke eingeschlossen. Unterwegs kommt ein verbeultes Schild „Chain-Ladders closed due construction work“ – das steht wohl schon
länger da - kann man aber getrost ignorieren. Dann kommt die berühmt berüchtigte Chainladder. Dort geht es in zwei Abschnitten ca. 50m den Felsen hinauf. Danach geht es relativ flach weiter auf
der weitgehend grasbestandenen Hochebene bis zum Rand der Felskante, wo der Tugela Fall in fünf Stufen ca. 1000 m in die Tiefe stürzt. Aber jetzt im Südafrikanischen Frühjahr führt er leider fast
kein Wasser.
Von der Felskante eröffnet sich ein phantastischer Weitblick über das Land und das Amphitheater. Ein Brotzeitplatz mit atemberaubender Aussicht! Das Wetter hält, auch wenn sich immer mal wieder
bedrohliche Wolken bilden und es donnert und es etwas tröpfelt. Der Rückweg zum Parkplatz zieht sich endlos über drei Stunden dahin.
Am nächsten Morgen brechen wir auf zu unserem nächsten Ziel: Das Cathedral Peak Hotel im ukhahlamba Drakensberg Park (Weltkulturerbe). Wir müssen zuerst wieder zurück durch Phuthaditjhaba und fahren dann am großen Stausee Sterkfontein Dam vorbei nach Bergville. Durch die Stadt hindurch und kurz hinter der Stadt links abbiegen Richtung Cathedral Park. Nach ca. 30km am Ende der Straße das Cathedral Peak Hotel. Ein großes, luxuriöses Hotel im englischen Kolonialstil, liegt in 1400m Höhe. Wir bekommen einen Bungalow mit Rieddach, sehr geräumig. Nachmittags besuchen wir den den hoteleigenen 9-Loch Golfplatz der schräg gegenüber dem Hotel liegt. Wir mieten außer Schlägersatz auch einen Cart (mit Benzinmotor). Der Platz hat eine atemberaubende Kulisse, ist aber sehr schwierig zu spielen. Jede Menge Teiche und Wasserläufe und sehr bergig. Auf den ersten Löchern verschießen wir viele Bälle.
Das Abendessen ist als Buffet aufgebaut, eine sehr große Auswahl, alles super lecker. Lange dürfen wir wegen der Figur in diesem Hotel nicht bleiben.
Am folgenden Morgen brechen wir auf zu einer Bergwanderung in Richtung Cathedral Peak (3005m) auf. Der Einstieg startet direkt am Fluss an einem großen Stein mit Aufschrift „Cathedral Peak, Orange Peel Gap“. Zuerst geht es auf Steinen über den Fluss und dann immer stetig in einem Tal bergauf. Es ist sehr heiß und wir merken bald, dass wir zu wenig Wasser dabei haben. Die Landschaft ist grandios. Nach ca. 3 h Aufstieg erreichen wir einen kleinen Wasserfall unterhalb einer Scharte in ca. 2100m Höhe, an dem wir unsere Wasserflaschen auffüllen können. Wir steigen dann noch weiter bis auf eine grasbewachsene Hochebene. Heidi macht dort Pause und ich gehe noch weiter auf einen flachen Gipfel mit sanft abfallenden Grashängen, die aber alle in steile Felsabbrüche übergehen. Nachmittags sind wir dann ziemlich geschafft wieder am Hotel, total ausgetrocknet. Danach geht es ab in den Pool.
Am nächsten Morgen geht’s wieder talauswärts Richtung Winterton. Nach ca. 30km biegen wir rechts ab in eine Nebenstraße Richtung Loskoop . Die Staubstrasse stößt nach ca. 20km auf die R600. Dort biegen wir nach rechts ab in Richtung Monks Cowl und Champagne Castle (3377m) bis zum Monks Cowl Visitor Centers. Nachdem wir den Eintritt bezahlt haben, machen wir eine kleine Wanderung zum Sterkspruit Falls. Ca. 1 h Retour, 36 Grad in der prallen Sonne. Der Wasserfall hat jedoch kaum Wasser, hat sich nicht gelohnt, dafür bekommen wir aber einen schönen Blick auf den Champagne Castle. Wir fahren wieder raus aus dem Tal zur R103 und rechts weiter über Loskoop zur nächstgrößeren Stadt, Estcourt. Dort getankt und eingekauft. Es ist Sonntag und wir sehen einige Bewohner in Festtagskleidung beim Weg zur Kirche. Weiter auf der R103 zur N3 Richtung Pietermaritzburg und dann Richtung Highmoor. Das Wetter schlägt um, es wird sehr nebelig und die Temperatur geht auf 16 Grad runter (von vorher 36). Weiter Richtung Kamberg und dann rechts abbiegen und über eine Teerstraße mit tiefen Potholes zum Cleopatra Mountain Farmhaus. Ein sehr schönes Anwesen an einem kleinen See mit altem Baumbestand, wir bekommen eine Luxery Suite. Das Abendessen mit vielen Gängen dauert, ist aber ein Gedicht.
Am nächsten Tag nehmen wir an einer geführten Wanderung in den Kamberg Mountains teil. Dazu fahren mit unserem Auto ca. 30 Minuten zum Kamberg „San Rock Art Interpretation Centre“. Dort registrieren wir uns und bezahlen 110 R pp. Inzwischen kommen noch andere Wanderer hinzu, so dass wir schließlich 8 Leute sind (Schweiz, England, Holland, Frankreich und wir). Der Local Guide ist ein junger Mann aus einem Dorf in der Gegend (er kennt alle Bayern München Fußballspieler mit Namen).
Es geht aufwärts in die Berge im Nebel und Nieselregen, ziemlich kühl (12 Grad). Nach ca. 1 h kommen wir zu den ersten Malereien (unspektakulär) an einem kleinen Wasserfall. Nochmal 30 Min. weiter aufwärts kommen wie zu einem verschlossenen Tor welches unser Guide aufschließt. Die Felsmalereien sind wirklich beeindruckend, ca. 3000 Jahre alt, zeigen Jagdszenen mit vielen Elands, Schamanen und Jägern.
Zurück auf der Lodge werden wir am Parkplatz mit heißem Kakao und Regenschirm empfangen. In unserer Suite gibt es auch einen offenen Kamin indem wir ein wärmendes Feuer entzünden. Abendessen um 19 Uhr, das wieder richtig zelebriert wird. Es dauert allerdings auch fast 2 Stunden.
Wir stehen früh auf und fahren mit unserem Auto zum Highmoor Nature
Reserve hinauf. Unser Hotelmanager hat uns von der tollen Aussicht von dort oben vorgeschwärmt. Oben am Parkplatz angekommen ist es leider sehr nebelig, so dass wir nach einer kleinen
Wanderung ohne die Aussicht wieder zurück zur Lodge fahren.
Wir brechen später auf zu unserem nächsten Ziel, die Moorcraft Manor Lodge in der Nähe von Himeville. Auf dem Weg dorthin
besuchen wir das Admore Ceramic Art Center, dort werden in einer Art Selbsthilfe Projekt wunderschöne Keramiken aus Ton und Porzellan modelliert. Die Managerin Fee Halsted-Berning begrüßt uns mit einem Kaffee. Wir dürfen uns in der Werkstatt umschauen, indem viele Künstler (unter beengten Bedingungen) arbeiten.
Weiter geht es zum Mandela Capture Site, mit einem Museum (noch nicht
fertig - Stand November 2019) und einer raffinierten Mandela Skulptur, bei der man den Mandela Kopf nur von einem speziellen Standpunkt aus erkennen kann.
Danach fahren wir die R617 weiter nach Underberg und Himeville und dort rechts ab zur Moorcraft Manor Lodge.
Heute steht der Sani Pass auf dem Programm. Der Sani Pass, ein 2873 Meter über dem Meeresspiegel liegender Gebirgspass führt über die Drakensberge und ist die einzige Straßenverbindung von der Ostgrenze Lesothos nach Südafrika. Er ist der höchste Pass in Südafrika.
Wir haben die Tour kurzfristig bei "Sani Pass Tours" gebucht (850 R pp). Um 9 Uhr erwartet uns ein Toyota Allrad Landcruiser mit 10 Sitzen. Wir sind 9 zahlende Passagiere. Die
Zufahrtsstraße zum Grenzgebäude der Südafrikaner im Tal ist in einem sehr schlechten Zustand, aber es wird emsig an einer neuen Straße gebaut. An der Grenzstation müssen wir unsere Pässe
vorzeigen und bekommen einen Stempel. Dann geht es los, zuerst ist die Straße noch eine riesige Baustelle, aber dann ist Schluss damit und mit jedem Meter aufwärts wird die Straße schlechter.
Wegen der teilweise starken Steigungen und den häufigen riesigen Steinbrocken und Schlaglöchern auf der ungeteerte "Straße" dürfen nur 4x4 Autos über den Pass fahren. Unterwegs begegnen uns
kleine Herden von Merinoschafen und Angoraziegen, die die Passstraße heruntergetrieben werden.
Nach ca. 2h sind kommen wir an der Passhöhe in 2873m an. Dort steht eine ziemlich schäbige Hütte, die Grenzstation zum
Königreich Lesotho. Unser Fahrer hat schon vorher unsere Pässe eingesammelt, in die wir auch einen Stempel bekommen. Hinter der Grenze fahren wir ca. 10 km in ein kleines Dorf mit Rundhütten der
Basotho. Wir bekommen dort frisches Brot angeboten und können in einer anderen Hütte Handarbeiten kaufen. Auf der Hochfläche weht immer ein starker, kalter Wind, der bestenfalls nur Viehzucht
erlaubt. Zurück an der Passhöhe kehren wir in das Restaurant dort ein, angebliche das höchste in Afrika. Nach dem Essen geht es wieder abwärts, unser Fahrer hat es scheinbar eilig,
deshalb gestaltet sich die Fahrt runter ziemlich nervenaufreibend.
Weiter mit Teil 2 - Wildcoast - unserer Reisebeschreibung.